• Blick aufs Typenschild rechts oben am Rahmen mahnt zur Ehrfurcht : erbaut 11/1988 … Prosit !
    Ich hab das Eisen im Februar 1999, kanadische Ausführung mit Dauerlicht und 29000 auf dem km-Tacho, etwas südlich von Berlin bei Jüterbog für 5200 DM gekauft. Der Besitzer war studienhalber nach Cuba ausgereist, sein Bruder wickelte das Geschäft ab und es standen noch einige gepflegte Kräder in der Moppedbox des üppigen Gehöfts.
    Die EZ ist unklar, importiert wurde sie über Niederlande und 1991 in Deutschland zugelassen. Das Gekritzel in der Manual unterm Sitz, teils in Englisch, könnte ein Indiz für Erstbetrieb in Kanada sein.
    Die Lackierung, ähnlich dem originalen Candy-bourgogne R-107CU, war angeblich wegen Reisegepäckspuren frisch erneuert wurden. Sah gut aus.
    Direkt nach Erwerb kamen CBR1000 Alu-Lenkstummel dran, alle Betriebsstoffe wurden getauscht (auch das noch glasklare Gabelöl), prophylaktisch das Lenkkopflager (wobei das obere Louis-Kegelrolli nicht aufs Steuerrohr passte und das Honda Kugellager verblieb), sämtliche blöde Reflektoren und die Nummernschildbeleuchtung wurden entfernt. Das Fahrverhalten war so lala, die Gabel mit dem von mir favorisierten dicken Öl lies gerne die Lenkerenden zucken und wurde zeitnah modifiziert : 10er Öl und Distanzstücke für etwas mehr Vorspannung. Ging dann ganz gut, nur unerklärlicher Weise war das Wilbers Öl auf kurze Distanz schon topfschwarz vom Abrieb. Motoröl kam über die Kurbelgehäuseentlüftung via Airbox an den Ansaugstutzen vorbei ins Freie – Ölstand zu hoch, Pegel maximal Mitte Peilstand half. Von Anfang an haben Dauerdrehzahlen über 6000U/min den sonst geringen Ölverbrauch ordentlich angehoben.
    2001 hab ich eines der ersten adaptierten CBR900 SC33 Federbeine bei einem gewissen Michael erworben. Ein paar Jahre später ging die Gabel an dieselbe Adresse zum Umbau auf CBR600 Cartridges. Wieder total schwarzes Öl trotz überschaubarer km Leistung … die Erklärung kam dann vom Fork-Man : die fehlenden Reflektoren zwischen Standrohr und Gabelstabi hätten mittels U-Scheiben ersetzt werden müssen, sonst verspannt man sich dort die Gabel. Perfekt ausdistanziert ließ sich die Radachse plötzlich geschmeidig durchstecken. Nach diesen Modifikationen stieg die Fahrfreude ganz erheblich.
    Bei 59000 war der vordere Bremskolben fest, ein Ersatzsattel der NTV kam rein. Der Kolben wird nun jährlich gereinigt und mit ATE Bremskolbenpaste gepflegt – kann seitdem mit Handkraft zurückgedrückt werden.
    Bei 75000 einziger Liegenbleiber – wenigstens in Ortslage daheim : Benzinpumpe defekt. Auch dieses Schadensbild werden einige kennen : die verstorbene Freilaufdiode begünstigt Funkenbildung lässt den Kontaktsatz verzundern. Die Diode von Conrad 0,20 + 17 Euro Tourmaster Kontaktsatz beheben das Übel.. Meine Ebay Gebraucht-Ersatzpumpe hatte die die gleiche Macke.
    Bei 81000 war es mir mit der kapriziösen Leerlauf-Findung, bissl kratzigem Schalten und gelegentlichem Rutschen nach dem Kaltstart genug – dieKupplung verlangte nach Zuwendung. Im ausgebauten Alukorb wurden die Rattermarken geglättet, neue orig. Honda Reibscheiben + Federn montiert. Für mich als ambitionierten Gelegenheitsschrauber, der sonst in der Peripherie bleibt, war die Öffnung der rechten Motorhälfte schon eine Herausforderung … schön, das alles zusammenging und tatsächlich wieder 1A funktionierte. Wie schon oft hat mir derfreundliche Support vom Technik-Guru aus dem Forum unschätzbare Dienste erwiesen.
    Im Mai 2014 hat mich kurz vorm Arbeitsplatz beim links abbiegen unverhofft ein LKW erschreckt und reflexartig in die Bremse greifen lassen – wenn man dabei gerade die Linke am Visier hat, geht’s abrupt runter. Noch im rutschen – die Honda gewann Vorsprung, Funken und kleine Plastikteile flogen – plädierte ich für Totalschaden. Aber oh Wunder in der Not – Vorderschutzblech, Lampenring, Lenker und beide Fußrasten bildeten die Kontaktpunkte zur Straße und der Rahmen blieb heil. Der linke Lenkstummel dellte allerdings den Tank ein und mein eigener Stiefel verpasste der Heckverkleidung einen Riss, die Spiegelaufnahme links brach. Mit Aufklebern kaschiert rollte ich durch die Saison 2014. Im Winter ließ ich den Tank ausbeulen - da kam an gleicher Stelle eine alte Spachtellage ans Licht - und die komplette Karosse in nachgemischtem R107CU lackieren. Abweichend zum Original sind die Schriftzüge jetzt silber gefüllt, wie bei der blauen 88er Version und dem BROS-Tank. Hinterher hat´s mich gegrämt … naja, druff gschissn.
    2016 bei 94000 hat das gemischte Lenkkopflager zu hakeln angefangen, als Ersatz hab ich ein original Honda Kugellager montiert … war irgendwann mal zum Mindestgebot in meinen stetig wachsenden Teilefundus geraten.


  • … Fortsetzung (,aximal 10.000 Zeichen statthaft)



    Reifen : zunächst Michelin Macadam (ok), dann lange Bridgestone BT45 (besser), 2014 Bridgestone T30=Radial (hinten zu hart, sonst gut und hält doppelt so lang), 2016 wegen der Retro-Wulstreifen-Optik Dunlop Roadsmart in original Diagonalmaßen (Eintragung geglückt da für NTV Freigabe besteht) – bloß nicht ! Laufleistung wie BT45 und versteift die Lenkung … oder Superbike Lenker anbauen.
    2018 durfte ich beim Hawktreffen Black-hole-suns Bulimie-Hawk (übrigens sehr schönes Krad) mit Conti Race Attack pilotieren ... DAS konnte nicht allein am Gewichtsvorteil liegen. Nach Rücksprache mit Felice/Mainhattan hab ich Conti Road Attack 3 aufziehen lassen – eine neue Welt ! Entlastet die Federung, super handlich, dennoch spurstabil bis Topspeed und absolut neutralbeim abwinkeln … es wurde jüngst ebenso von Honda-Sigi + Co im Forum postuliert. Luftdruck abweichend zur Freigabe nach Empfehlung Michael : v 2,3 / h 2,5 –passt !
    Luftfilter : die teuren Honda original Filter sparen etwas Sprit, vor allem funktionieren sie auch oberhalb 2000m, wo Champion, Hiflo + Konsorten asthmatisch Vollgas verwehren infolge Überfettung. Außerdem sind die Plagiate nicht passgenau.
    Öl : lange Zeit Castrol GPS10W40, dann mal Polo (=Fuchs 10W40 TS), seit 2013 Motul 5100 10W40. Filter Meiwa oder Honda.
    Bremsbeläge vorn : Lucas SRQ Racing – halten bei mir 10 – 12 Tkm und sind ein echtes Upgrade. Hatte letztes Jahr mal kurz EBC HH Sinter mit Zulassung drin (weil die an meiner ollen TDM gut arbeiten) – nach 500km wieder zurück auf SRQ.
    Kette : die DID vom Vorbesitzer hielt über 30.000. Danach IRIS (spanisch und vom Verkäufer wärmstens empfohlen weil damals Erstausrüster bei Suzuki) bei identischer Pflege nach 17.000 total am Ende – nicht mehr spannbar, einige O-Ringe fehlten. Seit km-Stand 76000 Enuma mit JT Ritzel/Blatt : jetzt bei 104.000 und noch kein Ende abzusehen. Kettenspray S100, zwischendurch Säuberung mit Petroleum. Jetzt friemel ich demnächst so einen manuellen Cobrra Kettenöler dran, mal sehen ob das hinhaut.
    Kosmetik : optisch an der BROS orientiert, ist noch etwas Lametta dran gekommen : außer den erwähnten SC24 Lenkern ein chromiger NTV Scheinwerfer (auch hier ist von den China Plagiaten abzuraten, da bringt man Strippen + Verbinder nur per Presspassung rein), Alurasten vorn VFR, hinten GPX600 adaptiert, Schalthebel Alu GSX600 ebenfalls angepasst vom Dreher.
    Fahrbetrieb : Über die gesamte Zeitspanne bin ich im Sommer zur Arbeit gefahren, war von Thüringen aus pannenfrei mehrfach in den Alpenrepubliken, der Spritverbrauch betrug um 5,5l (bei 100kg brutto mit 1,92m Kutscher), Öl um 0,3l / 1000km. Das Ventilspiel wurde einmal bei 40.000 korrigiert und blieb seitdem im Limit. Die Cover der Affentwin mit Serviceöffnungen sind ein Segen bei der Kontrolle. Bleiakkus hielten immer nur 3 Jahre (trotz abklemmen im Winter und nachladen), die Shido Lifpo hat jetzt die vierte Saison überstanden.
    Gemeinschaft : mein erstes Treffen war 2002 das Hawk Event in Stahlhütte Dorsel / Ahr unter Federführung Uwe … gigantisch.
    Mehrfach war ich dann in Pegestorf, wo Andreas mit Kumpels und aufopfernder Mitwirkung der Familie (3 Generationen !) Gastlichkeit an der Weser demonstrierte. 2015 bei Himmi / Eifel auf privatem Grund bei ebenfalls rührender Betreuung. 2018 schließlich auf Initiative der nicht-mehr-Hawk-Eigner Roland + Wolfgang beiForchheim - trotz überschaubarer Teilnehmer und durchwachsenem Wetter lustige Runde. So viele nette Leute ...Technik / Umbau stand stets im Vordergrund und das Bestreben, aus dem Fahrschulmopped im Alukorsett irgendwie doch noch einen Sportler zu züchten und das Wissen zu teilen. Große Klasse !


    Ende 2017 standen dann knapp 100.000km an, immer noch Freude und hohe Zuverlässigkeit. Als der Roland im Forum einen 700ccm Treibsatz feil bot, war ich am Drücker. Für den Gefechtsmodus mit den Kumpels auf Monster 900 und SV650 musste die arme Honda oft übel ausgewrungen werden. Wir kamen überein, dass Roland den Motor bei sich tauscht sowie Airbox und Auspuff anpasst. Der Hawk-Endtopf wurde mir von vornherein als Leistungsbremse angemahnt, aber ich bestand auf den knuffigen Bürzel.
    Im April 2018 wurde vollstreckt. Die Erstbesteigung war zunächst etwas ernüchternd – ich, der ich bis dato 19 Jahre mit dem milden orischinal Muffler und stets ohne Ohrstöpsel unterwegs war, hatte plötzlich ein asozial lautes Eisen, die oben offene Airbox brüllte beim Gasöffnen infernal und unten raus eilte der Schall der Leistung voraus – d.h. im Tiefparterre war kein eminenter Kraftzuwachs spürbar. Der weich pulsierende Motorlauf war einem eher hartem Stakkato gewichen - Folge der höheren Verdichtung. Nach etwas verhaltenen 1000km wurde es dann aber rasant – ab 5000U/min reißt es die Fuhre vehement bis deutlich über 8000 nach vorn. Vergleichsfahrten mit einer aktuellen Suzi SV650 lassen an die 70 PS als seriöse Schätzung zu. Deren Standard-Federelemente sind übrigens gegen das Michael-Fahrwerk der Hohn, ein rechtes Glump. Die Kupplungsreibscheiben hatten über 5000Drehern anfangs manchmal ihre Not, das hat der Rolando im Rahmen des Hawktreffens souverän ausgemerzt. Die Tankunterseite hab ich mit 4mm Bitumen-Schalldämmmatte tapeziert, am Auspuff die nach Supertrapp-Manier auf Distanz platzierte Endkappe wieder zurück+dicht aufliegend gepflanzt. Damit kann ich nun schalltechnisch leben. Roland vermutet im Seriensammler noch Abstimmungspotential für mehr Abzug ab Standgas und sucht zu Forschungszwecken ein Probestück – falls jemand ein gammliges / verschrammtes Exemplar von Hawk oder NTV (in der alten kurzen Form vor 1991) günstig veräußern kann – bitte melden. Interessenten am 700ccm Standardantrieb könnten in der Folge vom Kenntnisgewinn profitieren.
    Der Motor hat subjektiv bis 2000km noch bissl Leistung zugelegt und in dieser Saison 4000km schmerzfrei und überwiegend sehr zügig abgespult. Das anfängliche hadern ist mittlerweile offener Begeisterung gewichen, Monster + Suzi müssen alle Segel setzen um Schritt zu halten – Ziel erreicht. DANKE Roland !
    Infolge der eifrig genutzten Mehrleistung und Drehfreude laufen jetzt allerdings 6l/100km durch. Dabei ist der Korrekturfaktor für den optimistischen Honda-Tacho und die kleinere Reifenhöhe noch nicht berücksichtigt. Das alte 45er Kettenblatt weicht jetzt einem 43er, sodass im Landstraßenbetrieb hoffentlich erst wieder nahe 180km auf Reserve geschalten werden braucht.
    Der ruhmreiche 100.000km Motor thront jetzt angemessen als technisches Denkmal platziert in meiner Schraubstube. Vor dem Ausbau mit frischem Öl versehen inklusive original Gasern wäre er im Ernstfall meine plug+play Störreserve.


    Allen Freunden des antiken Schummel-Vau einen schönen Jahreswechsel und gute Reise in der neuen Saison !

  • Hallo Jan , sehr schön geschrieben. :thumbup:
    Ich habe nach dem Treffen 2018 erst mal geputzt , das ganze alte Kettenfett auf Kette , Schwinge und Rahmen entfernt und einen Cobbra montiert , kann bei Gelegenheit mal Bilder einstellen.
    Erste Probefahrt war super, hätte diese Leichtgängigkeit meinem alten Kettensatz gar nicht mehr zugetraut.
    Der Behälter ist an der oberen Gabelbrücke neben den Instrumenten , der Schlauch läuft ordnungsgemäß durch die um ein weiteres 4mm Loch erleichterte Schwinge und ich nutze den unteren Kettenfettspritzschutz zur Führung an das Kettenblatt.


    Einen alten Topf zum testen kann ich dir gerne überlassen.


    Allen einen guten Rutsch ins neue Jahr

  • Hallo,


    echt sehr guter Bericht und eine feine Hawk, aber nicht böse sein, nächstes Jahr ( :thumbup: also morgen) mache ich einen eigenen thread im Präsentierzimmer dafür und verschiebe dort hin. Dies hier ist Alexanders Bericht über seinen Aufbau, ich finde jede von euren Hawks hat einen eigenen Part verdient und für die Übersichtlichkeit ist es auch besser.


    Ok?


    Gruß und guten Rutsch
    Himmi


    (ich hoffe das Verschieben klappt überhaupt)

  • Servus die Herren,
    Himmi - verschiebe, wie Du willst. War etwas orientierungsschwach beim Platzieren.


    Dirk - Danke für´s Feedback mit dem Öler - die Platzierung an der Schwinge wäre in der Tat interessant, da hab ich schon gegrübelt.


    Das mit dem alten Topf wär prima - gib mal durch, was Du haben willst + KtoNr, der Versand kann direkt an Roland gehen (Adresse, falls nicht bekannt, sende ich Dir).


    Gruß Jan

  • Moin Jan,


    zum Thema Kettenöler: ich habe jetzt seit sehr vielen Jahren sowohl auf beiden Hawks als auch der Tuono und davor auf der VFR einen Scottoiler im Gebrauch.
    Der funktioniert wunderbar :=)


    Der Öl-Vorratsbehälter kann sehr gut an der Seite am Heckrahmen befestigt werden.
    Die Ölleitung am Federbein vorbei und dann einfach unter der Gleitscheine einmal "kreuzen".
    Bei mir ist jetz zwar ein Dual-Injektor verbaut, aber mit einem einzelnen Injektor geht das genauso gut.


    Anbei mal ein paar Bilder, wie ich es an meiner Hawk verbaut habe.



  • Hi Andre,
    soso, ein Thunfisch in Öl … kann man(n) sich mit derartigem Tourenzubehör auf dem Treffen der Nackt-Sportler sehen lassen ? ;)
    Prima Detail-Bilder, sehr hilfreich + sauber verbaut. Der Cobrra liegt schon auf der Werkbank, wird also bei der Version bleiben. Die Anbringung Düsenhalter gedachte ich auch am Kettenschutzhalter zu platzieren … die Version mit Löchern und durch die Schwinge wie bei Dirk hin zum Bremsscheibenschutz wäre auch interessant. Beim Radausbau / Excenterverdrehung muss man vermutlich bei beiden Varianten bissi aufpassen oder hinterher neu justieren.


    Danke ! Gruß Jan

  • Hier mal Bilder vom Cobbra. Für das Geld macht er bisher seine Arbeit gut.


    Erst mal putzen



    Cobra mit dem Halteblech an der oberen linken Standrohrklemmung verschraubt und das Haltebelch dabei leicht kaltverformst damit der Behälter in der Waage ist.



    Den Schlauch parallel zur Verbindung Kühler / Ausgleichbehälter links hinterm Rahmen nach unten verlegt und wie die Bremsleitung durch die Schwinge geführt.


    An dem medizinischfarbenen Kettenschutz ein paar Löcher gebohrt , den Schlauch durchgefädelt und fertig



    Hier werde ich noch einen Aluwinkel anbringen der den schlauch bis zum Kettenblatt führt , funzen tut´s aber auch so schon :)


    Bei meinem "Zweitmotorrad" brauch ich das zum Glück nicht. :D

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